Der MSCI World Index, lange Zeit als bewährter Baustein für den Vermögensaufbau angesehen, steht aktuell in der Kritik: Seine globale Diversifikation ist geringer, als viele Anleger annehmen. Wer bereits investiert ist oder über ein Investment nachdenkt, sollte deshalb genau hinschauen, meint Gastautor und Finanzexperte Matthias Wolf. Aus seiner Sicht gibt es drei zentrale Punkte, die Anlegerinnen und Anleger kennen sollten, um fundiert entscheiden zu können, ob der MSCI World wirklich zu den eigenen Anlagezielen passt.
1. Viele Weltaktienfonds nennen sich „global“ – doch nur wenige halten, was der Name verspricht
Viele Anlegerinnen und Anleger verlassen sich auf den MSCI World in dem Glauben, damit breit über den Globus investiert zu sein. Eine nachvollziehbare Annahme – aber sie trifft nur bedingt zu. Was viele überrascht: Über zwei Drittel des MSCI World entfallen auf US-Unternehmen.
Das ist kein Randdetail, sondern ein zentraler Punkt, der oft untergeht. Wer glaubt, mit dem MSCI World die ganze Welt ins Depot zu holen, bekommt in Wirklichkeit vor allem die USA – und zwar in geballter Form. Diese starke US-Gewichtung macht die Index-Performance besonders abhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung dort – und noch konkreter: vom Kursverlauf einiger weniger Tech-Giganten wie Google, Nvidia oder Apple.
Wie anfällig das Konstrukt ist, hat zuletzt der Absturz von Tesla und anderen ehemaligen Börsenstars gezeigt. Wenn US-Aktien husten, bekommt der MSCI World bei seiner aktuellen Zusammensetzung fast schon eine Lungenentzündung.
Die Dominanz der US-Wirtschaft im MSCI World Index hat sowohl Vor- als auch Nachteile. Einerseits profitieren Anlegerinnen und Anleger von der Innovationskraft und den Wachstumschancen der US-Unternehmen. Andererseits macht diese Konzentration den Index besonders anfällig für wirtschaftliche und politische Turbulenzen in den USA. Ein Blick in die Nachrichten zeigt, dass es derzeit viele davon in den Vereinigten Staaten unter der erneuten Präsidentschaft von Donald Trump seit Januar 2025 gibt. Die Hoffnungen auch deutscher Anlegerinnen und Anleger auf eine neuerliche Trump-Rallye an den US-Börsen wie während seiner ersten Präsidentschaft haben sich bis heute als Wunschtraum erwiesen. Ganz im Gegenteil sogar: Nach Bekanntgabe von Trumps Sieg im November vergangenen Jahres gab es ein kurzes Hoch an den US-Börsen, gefolgt von einem umso stärkeren Abtauchen. Anders als während seiner ersten Präsidentschaft sind Trump die Aktienkurse, die auch für viele US-Bürger für die Altersvorsorge wichtig sind, offenkundig weit weniger wichtig als Erfolge auf anderen politischen Feldern.
2. Handlungsdruck für viele deutsche Anlegerinnen und Anleger
Was folgt aus dem oben Gesagten für deutsche Anlegerinnen und Anleger? Sie sollten sich sehr klar darüber sein, dass sie mit dem MSCI World im Kern auf den US-Markt setzen. Wenn das für sie OK ist, spricht nichts dagegen. Wer aber eigentlich breit streuen wollte, über viele Länder, Regionen und Branchen, hat jetzt Handlungsdruck. Der mehr als 50 Jahre alte Index hat in seiner langen Geschichte zwar immer wieder Krisen durchlebt und durchstanden, etwa die Finanzkrise Ende der 2000er-Jahre, als der MSCI World von 2007 bis 2009 in 16 Monaten rund 48 Prozent seines Wertes verlor. Doch das war damals eine Krise im bestehenden Wirtschaftssystem. Derzeit erleben wir jedoch auch eine Zeitenwende in der Weltwirtschaft. Die USA unter Donald Trump kappen in besorgniserregendem Tempo ihre wirtschaftlichen und politischen Bande zu Europa und besonders zu Deutschland, drohen mit Zöllen und anderen Handelshürden. Darunter leiden deutsche Unternehmen, fast mehr aber noch US-Firmen selbst, die von Gegenmaßnahmen betroffen sind und bereits heute unter der Trump-Rezession in den USA leiden. Wenn sich dieser Trend fortsetzt – wofür angesichts der starken Mehrheitsverhältnisse der Republikaner in den USA vieles spricht, wird das die Kurse von US-Aktien weiter unter Druck setzen. Und damit auch den MSCI World.
3. Diversifikation als Schlüsselstrategie
Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Veränderungen und der zunehmenden Entflechtung der USA von Europa und Deutschland ist es für Anlegerinnen und Anleger fundamental wichtig, ihre Diversifikation im Depot weiter voranzutreiben. Viele davon glaubten bereits, dass sie mit dem MSCI World einen weltweit streuenden Index im Depot haben. Doch der genaue Blick zeigt, dass eine stärkere Diversifikation notwendig ist. Sie sollten neben Tech auch andere Zukunftsbranchen und innovative Anlageklassen und rentenbasierte Produkte ins Blickfeld nehmen.
Die Diversifikation ist eine der wichtigsten Strategien, um Risiken zu minimieren und langfristig stabile Renditen zu erzielen. Besonders vermögende Anlegerinnen und Anleger sollten ihre Portfolios regelmäßig überprüfen und gegebenenfalls Anpassungen vornehmen, um sicherzustellen, dass sie nicht zu stark von der Entwicklung eines einzelnen Landes oder einer Branche abhängig sind.

Matthias Wolf
Matthias Wolf ist Gründer und Geschäftsführer der Goldpfad GmbH in Bautzen. Als unabhängiger Finanzdienstleister hat sich Goldpfad auf Unternehmerinnen und Unternehmer mit einem liquiden Privatvermögen ab einer Million Euro spezialisiert und bietet honorarbasiert Zugang zu exklusiven Anlagelösungen bietet exklusive Anlagelösungen in Aktien und alternative Investments wie Infrastruktur oder Private Equity, um auf diese Weise nachhaltig Werte für einen sicheren Ruhestand zu schaffen.